Angeborene Handfehlbildungen am Daumen
(Pollex flexus congenitus / Pollex rigidus)
Sehr geehrte Eltern, diese
Patienteninformation zum Pollex flexus congenitus
(angeborene Beugestellung des Daumens) soll und kann das
Gespräch mit dem Arzt nicht ersetzen. Sie dient Ihrer
vertiefenden Information!
Bei meinem Kind wurde im Alter von 2
Jahren bemerkt, dass es das rechte Daumenendglied nicht mehr
strecken kann. Der untersuchende Kinderarzt sprach von einer
angeborenen Handfehlbildung.
Ich bin mir jedoch sicher, dass bei der Geburt diese
Veränderung noch nicht bestand.
Die hier geschilderte Beobachtung machen
sehr viele Eltern. Es besteht bei einigen Kindern das
Krankheitsbild zwar schon bei Geburt, da Neugeborene jedoch
den Daumen im Endgelenk in den ersten 6 Wochen nach der
Geburt regelhaft gebeugt halten, fällt diese Veränderung oft
bei den ersten kinderärztlichen Untersuchungen nicht auf.

Unzweifelhaft ist jedoch, dass die
Krankheit auch noch nach der Geburt auftreten kann. Den
meisten Eltern fällt eine ständige Beugestellung des
Daumenendgliedes im Alter von 1 – 2 Jahren auf. Manchmal
beobachten die Eltern auch eine abnorme Verdickung
beugeseitig am Daumengrundgelenk (diese Verdickung wird nach
dem Erstbeschreiber als Notta'scher Knoten bezeichnet).
Wie kommt es zu dieser Erkrankung?
Die Beugesehne des Daumens muss beim
Beugen des Daumenendgliedes mehrere kleine Tunnel
(Ringbänder) passieren. Beim Pollex flexus congenitus ist
diese Passage in Höhe des A1-Ringbandes erheblich gestört.
Vor dem A1-Ringband bildet die Beugesehne dann einen auch
äußerlich sicht- und tastbaren Knoten aus (Notta'scher
Knoten). Die knotig verdickte Beugesehne vermag dann diesen
Tunnel nicht mehr zu passieren, der Daumen wird in einer
Beugestellung gehalten.

In seltenen Fällen
kann der Knoten jedoch auch in das Ringband hineinschlüpfen.
Es entsteht dann ein ruckartiges Springen des
Daumenendgliedes ähnlich wie beim Erwachsenen.
Ist es möglich, dass bei diesem
Krankheitsbild der Daumen im Endgelenk auch dauerhaft
gestreckt ist?
Ja, dies kommt selten vor. Bei einigen
Kindern ist die knotig verdickte Beugesehne im Bereich des
A1-Ringbandes fixiert und das Kind vermeidet aktive
Beugebewegungen, die zu Schmerzen führen. In diesem Falle
bleibt das Endgelenk in Streckposition.
Wird die angeborene Beugestellung des
Daumens vererbt?
Die meisten Kinder mit einem Pollex flexus
congenitus haben keine Verwandte, die vom gleichen
Krankheitsbild betroffen sind. Allerdings kommt es in
einigen wenigen Familien zweifelsfrei zu einer direkten
Vererbung der Erkrankung. In der Fachliteratur sind auch
Fälle beschrieben, in denen die Krankheit bei Zwillingen
auftrat. Ich selbst habe hier im Raum Essen eine Familie
beobachtet, bei der alle 3 Kinder an beiden Daumen von der
Krankheit betroffen waren.
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